Gedanken zur Zucht und zum Preis
Was beinhaltet eigentlich Zucht und in welcher Relation steht dazu der Preis, den der Züchter und den, den der Welpenkäufer zahlen muss?
Den wenigsten ist bekannt, was für Entbehrungen es kostet, sich als Züchter zu versuchen.
Züchter - auch wenn es in noch so kleinem Rahmen ist - bedeutet nicht nur niedliche Welpen, tolle Bilder und Stolz auf seine tollen Hunde. Es ist vielmehr ein riesiges Maß an Verzicht, den niemand
von außen sehen kann - oder will.
Freizeit - Zeit - das gibt es ausserhalb der Hunde nicht. Keine Zeit für Essen gehen, Urlaub oder was auch immer - jede Minute ist purer Luxus.
Kein seriöser Züchter ist abwesend, wenn Neugeborene versorgt werden wollen. Es gibt keinen Schlaf wenn eine trächtige Hündin unruhig ist. Es gibt keine Schlaf, wenn nicht alle Welpen topfit sind.
Manchmal fehlt sogar die Zeit, ins Bad zu gehen oder einen Kaffee zu kochen weil ein Welpe gerade um sein Leben kämpft.
Geld - Kosten - nie endende Investion.
Gute Hunde haben ihren Preis und der ist hoch und dennoch eigentlich zu niedrig.
Gesundheitstests, HD- und ED- Röntgen, Futter, Impfungen, Zahnreinigungen, Ausstellungen, Kaiserschnitt, Decktaxen für den Rüden, Medikamente, Zubehör, Spritkosten - das geht ruck zuck in die Tausenden von Euros.
Geld was "verdient" wird ist quasi schon weg bevor es da ist - oft steckt man deutlich mehr in einen Wurf als auch nur ansatzweise raus kommen könnte.
Hinsichtlich der Gedanken und Gefühle ist der Züchter gezwungen zu lernen, mit Schmerz umzugehen (was macht es mit einem, wenn man tagelang um einen Welpen gekämpft hat und der dennoch in den eigenen Händen verstirbt - was wenn es nicht nur einen Welpen trifft?). Was wenn man zig Progesteron-Tests gemacht hat, hunderte von Kilometern ggfls. mehrfach zum Rüden gefahren ist, viel Geld ausgegeben hat und die Hündin trotzdem leer bleibt. Was macht es mit Dir, wenn Du Interessenten absagen musst, weil Du entweder nicht genügend Welpen hast oder Du Dir Deine Welpen bei diesen Menschen nicht vorstellen kannst? Was macht es mit Dir, wenn Du trotz vollem Engagement Ablehung, Neid oder Verleumdung erntest. Was macht es mit Dir, wenn Du z.B. aus Unwissenheit anderer falscher Dinge beschuldigt wirst ....
Ein Züchter muss zuhören können, teilweise psychologische Fähigkeiten haben, er muss als Ersatzmama fungieren, als Krankenschwester, als Hundekenner für Krankheiten und Genetik, ein logistisches Genie sein, am besten auch noch professionell fotographieren können - möge jeder mal versuchen, einen krabbelnden oder tobenden Welpen zu fotographieren, Putzfrau und Weltrekordhalter im Pipi und Kacka wegmachen sein und am besten zu jeder Tag- und Nachtzeit für zukünftige und schon vorhandene Welpenkäufer da sein.
Den Anspruch, sich normal Freunden oder der Familie zu widmen, kann sich jeder Züchter von vorneherein von der Backe putzen.
Was treibt also einen Züchter an? Leidenschaft und Liebe!
Liebe zu den Tieren, zu jedem einzelnen wenn auch noch so ganz kleinen von ihnen. Die Liebe, die Dich zum zigsten Mal nachts aufstehen lässt, zum hundertsten Mal die Handtücher/Bettchen wechseln lässt, Erschöpfung in Mut zu wandeln und das Glück, die Mutter und die Kleinen aufwachsen, lieben und lernen zu sehen.
Züchten heisst sein Ego, seinen Komfort dem Wohl der Tiere unterzuordnen. Züchten heisst, Arbeit und Liebe nicht in Geld aufzurechnen (selbst bei Anrechnen von ausschliesslichem Mindestlohn wäre
kein Welpe mehr bezahlbar). Züchten heisst Schmerz und Glück und dennoch nicht tauschen wollen.
Es wäre schön, wenn Welpeninteressenten auch darüber nachdenken und dem Respekt zollen würden. Es sollte ein schönes Miteinander sein, in dem der leidenschaftliche, liebevolle Züchter sich sicher
sein kann, dass er die weltbesten Menschen für seine kleinen Schätze gefunden hat und diese all seine Mühen zu schätzen wissen.